Mit dem Aschermittwoch, an dem noch lange nicht alles vorbei ist …, beginnt die österliche Bußzeit, die wir auch Fastenzeit nennen.

In fast allen Kulturen gibt es ein jährlich wiederkehrende Zeit der Besinnung: Zeit, um das eher Nebensächliche vom Wesentlichen zu unterscheiden. Das äußere Fasten ist dabei eher Mittel zum Zweck, nicht das Eigentliche. In einer Anzeige - übrigens eines katholisch-kirchlichen Blattes - las ich: „So verlieren Sie 5 Kilo in der Fastenzeit“. Als Schullehrer würde ich darunter schreiben (wollen): Thema verfehlt!

Verzicht auf Liebgewordenes in der österlichen Bußzeit will immer wieder, ja täglich und bisweilen stündlich, darauf hinweisen, daß es Größeres und Wichtigeres gibt als meine eigene Befindlichkeit. Das Herz und der Verstand sollen sich neu öffnen dürfen für das Große und Schöne, aber auch für die mannigfachen Sorgen und Nöte in Gottes guter Schöpfung.

Seit der letzten Fastenzeit 2015 hat sich in Deutschland und in unserer Gesellschaft manches verändert. Ein Beispiel: ich erinnere mich daran, daß die ersten Flüchtlinge in München mit großer Geste begrüßt wurden. Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung erklärten sich solidarisch. Wir sprachen von Willkommenskultur. Heute, noch nicht ein Jahr später, wird intensiv darüber überlegt, wie wir uns die Flüchtlinge vom Halse halten können - bis hin zum schäbigen Vorschlag, Gewehre an der deutschen Grenze einzusetzen. „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“

Möge es der Heiland neu versuchen mit uns in der kommenden Fastenzeit.


Ihr Heinrich Schäfer